Unsere St. Antonius-Kirche ist ein schlichter Backsteinbau, nicht aus dem "Katalog", wie viele Kirchen des 19. Jahrhunderts, sondern von 1882 bis 1884 "selbstgebaut" von den Fintlern. Seit dem Jahr 1856 haben unsere Vorfahren für den Neubau gespart und Kollekten gesammelt, manchen Widerstand beim Bauplan überwunden und Unterstützer gewonnen.
Altar-Mittelbild
Die etwa quadratische Tafel in der Mitte der Altarwand enthält eine Darstellung des jüngsten Gerichts. Christus als Weltenrichter thront auf der Erdkugel und ist von Engeln umgeben, die die "letzte Posaune" blasen oder beten. Zu Jesu Füßen erkennt der Betrachter die Verstorbenen, die sooeben den Gräbern entsteigen und sich teils noch verwundert, verschlafen die Augen reiben.
Mit seiner rechten Hand segnet Jesus einige Menschen, mit seiner linken Hand weist er andere ab.
Ein Aufruf an alle Betrachter, sich zu Christus zu bekennen und ein Hoffnungs-Zuspruch für alle Welt... den wer wollte nicht gesegnet werden und freut sich nicht über das ewige Leben?
Dass unser Altar vor der Reformation entstanden ist, erkennt man vor allem an den beiden Personen rechts und links. Rechts vom Betrachter kniet Johannes der Täufer, der Vorläufer Jesu. Links vom Betrachter kniet Maria, die hier als "Maria lactans", also als "stillende Maria" dargestellt ist. Maria zeigt dem richtenden Sohn ihre freie Brust, um ihn daran zu erinnern, dass sie ihn einst gestillt hatte, um ihn so als Fürbitterin für die Gläubigen beim Endgericht milde zu stimmen.
Maria und Johannes wurden im Mittelalter häufig als die beiden Haupt-Fürsprecher für die Menschheit dargestellt. Die Darstellung nennt man deshalb auch griechisch "Deësis" - auf deutsch "Fürbitte".
Apostelfiguren in den Seitenflügeln
Die mittelalterlichen Figuren, die heute in den Seitenflügeln aufgestellt sind, stellen insgesamt zwölf Apostel dar: elf von ihnen gehören zu den klassischen zwölf Aposteln um Jesus. Zu ihnen ist der "Völkerapostel" Paulus eingereiht.
Erkennen Sie, welcher Apostel wer ist? Das ist gar nicht so einfach, aber nicht unmöglich. Viele halten ein Buch in der Hand, weil sie nach Jesu Tod und Auferstehung durch Schriften weiterwirkten. Manche tragen andere Gegenstände, die ihr Leben prägten. Jakobus der Ältere hat zum Beispiel den Pilgerstab mit Muschel bei sich, weil er bis nach Spanien pilgerte... Die Allermeisten halten den Hinrichtungs-Gegenstand in der Hand, durch den sie das Martyrium erlitten. Auf uns heute wirkt das auf den ersten Blick vielleicht unheimlich. Die Marterwerkzeuge stehen aber nicht nur für den Schmerz der Apostel, sondern vor allem für ihren Glaubensmut und ihre Treue - und die sind bis heute vorbildlich!
Die Heiligen-Figur
Die Skulptur einer einzelnen Heiligen steht in einer Nische links neben dem Altarraum. Ihre Kennzeichen sind eine Krone und ein Modell einer romanischen Kirche, das sie auf der rechten Hand trägt. Mit diesen Symbolen wurden zwei deutsche Kaiserinnen dargestellt: Adelheid, die Gemahlin Ottos d.Gr. (gest. 999) und Kunigunde, die Gemahlin Heinrichs II (gest. 1040). Gelegentlich wurde auch die Heilige Elisabeth von Marburg mit einem Kirchenmodell dargestellt. Wer unsere Heilige genau ist, weiß man also nicht, ebenso wenig, wie wir ihren Standort kennen. Nachvolllziehbar ist nur, dass durch ihren schlanken Hals eins zru Befestigung ein Nagel getrieben war. Welche eine Barberei!
Die Orgel
Nach den alten Unterlagen vom Kircheneubau im 19. Jahrhundert hat es vermutlich aus finanzieller Not keine Orgel in der Kirche gegeben. Die älteste Quelle von ca. 1910 verweist auf eine kleine Orgel, die auf der Empore Platz fand.
Im Jahr 1963 erhielt die Kirche ein neobarockes Instrument, wie es zur damaligen Zeit üblich war. Die Technik versagte allerdings nach nur 35 Jahren und eine Instandsetzung war nach Meinung von Experten nicht vertretbar. 1997 wurde der Entschluss gefasst, eine neue Pfeifenorgel bauen zu lassen, die optisch und klanglich genau in diese Kirche passt.
Innerhalb von zwei Jahren spendete die Gemeinde über 200.000 DM für eine neue Orgel. Die vom Dresdener Orgelbauer Kristian Wegscheider und seinen Mitarbeitern gebaute Orgel wurde am Pfingstsonntag, dem 3. Juni 2001, festlich eingeweiht.
Die St. Antonius-Kirche hat nunmehr eine Orgel, die zum Baustil der Kirche passt. Der Orgelprospekt und der Klang der 16 Register entsprechen dem deutschen romantischen Orgelbau um 1870, ebenso die Materialien.
Die Orgel erklingt zur Begleitung des Gemeindegesangs im sonntäglichen Gottesdienst, bei Amtshandlungen wie Trauungen oder Beerdigungen sowie mehrmals im Jahr bei besonderen Konzerten.